«Velonetz jetzt!» Nun auch in den Agglomerationsgemeinden Emmen und Kriens.

Bruno RueggeAllgemein, Nachrichten

Pro Velo Luzern lancierte letzten Sommer bekanntlich erfolgreich eine Volksinitiative zur Veloverkehrsinfrastruktur in der Stadt Luzern. Doch der Veloverkehr endet natürlich nicht an der Stadtgrenze, deshalb wird jetzt in Kriens und Emmen, den grössten Agglomerationsgemeinden mit zwei weiteren Initiativen nachgelegt.

Unterschriftenbogen Kriens
Unterschriftenbogen Emmen

Der pandemische Veloboom liess bekanntlich die Versorgungsketten der Hersteller zusammenbrechen; lange Liefer- und Wartezeiten sind nun die Regel. Aber auch eine andere Versorgungskette ist dem Ansturm nicht gewachsen: Die der Verkehrsinfrastruktur auf den Strassen. Wobei das Bild der Versorgungskette für die Veloverkehrsinfrastruktur leider ein höchst irreführendes ist. Stattdessen lässt sich die Situation auf den Strassen treffender mit einem löchrigen Flickenteppich beschreiben. Die Velofahrenden möchten sorglos, bequem und gefahrlos unterwegs sein. Die aktuellen Verhältnisse auf den Strassen lassen dies nicht zu. Die Radstreifen sind zu schmal und oft nicht zusammenhängend, die vielen Velos kommen sich in die Quere. Der gleichwohl zunehmende Autoverkehr drängt die Velos zurück in den Strassengraben.

Die Anliegen der Velofahrenden ernst nehmen
Die Initiative in der Stadt Luzern stiess offene Türen ein. Pro Velo traf den Nerv, denn es erwies sich als Gebot der Stunde, dem Velo als effizientes und nachhaltiges Transportmittel den Weg zu ebnen. Und das nicht nur auf Luzerner Stadtgebiet. Die Pro-Velo Co-Präsidentin Korintha Bärtsch erzählt: «Viele Velofahrer*innen aus den Agglomerationsgemeinden kamen auf uns zu und drängten uns, das städtische Umland nicht zu vergessen und auch dort aktiv zu werden. Diesen Ball nehmen wir natürlich gerne auf.» Und so werden parallel dazu in Kriens und Emmen ähnliche Volksbegehren lanciert, welche auf die Verbesserung der Infrastruktur zielen.

Initiativen konkret
«Die Gemeinde Emmen (respektive Kriens) sorgt für ein direktes, sicheres, attraktives und zusammenhängendes Velohauptroutennetz.»

Innerhalb einer Frist von 10 Jahren soll ein Velohauptroutennetz erstellt, respektive bestehende Teilstücke zusammengeführt werden, insbesondere:

  • Die relevanten Arbeits-, Wohn-, Schul-, Freizeitund Einkaufsorte werden an das Velonetz angeschlossen.
  • Die Velohauptrouten werden als Radwege, Velostrassen oder in Ausnahmen auf Radstreifen geführt.
  • Die Velohauptrouten werden prioritär von Fussund motorisiertem Individualverkehr getrennt geführt.
  • Velobahnen sind ausreichend breit, um ein gefahrloses Überholen von anderen Velos zu ermöglichen inklusive solchen mit Anhängern.
  • Das Velohauptroutennetz wird mit demjenigen der Nachbargemeinden verbunden.
  • Private und öffentliche Abstellanlagen für Velos sind fahrend erreichbar, gedeckt und in genügender Zahl vorhanden.
  • Der Gemeinderat informiert bis zum Erreichen dieses Ziels jährlich in geeigneter Form über den Zwischenstand der Umsetzung des Velohauptroutennetzes.

Wo klemmt das Velorad?
Wer in Emmen oder Kriens mit dem Velo unterwegs ist, könnte aus dem Stegreif ein lange Mängelliste erstellen. Für die Ortsunkundigen hier einige Beispiele:

  • «Endbahnhof Mattenhof, bitte alle vom Velo steigen», so lautet die imaginierte Durchsage beim wunderbaren Freigleis an dessen Krienser Ende. Denn von einer Fortführung, beispielsweise in das Quartier Kuonimatt ist keine Spur. Mühsam muss man sich ohne Anschluss-Signalisierung seinen Weg «zusammensuchen».
  • Oder das Beispiel Langsägenstrasse: Die Parallelstrasse der Krienser Haupstrasse ist als wichtigste Veloachse zur Verbindung von Luzern mit dem Krienser Zentrum erkannt und die vielen Velofahrenden beweisen täglich deren Wichtigkeit. Endlich eine Route die durchgehend besteht. Nur teilt man sich diesen knappen Strassenraum mit einer Blechlawine, bestehend aus Schleichverkehr, die dem Hauptstrassenverkehr zu entkommen versucht. In Stosszeiten ist fast kein Durchkommen mehr, denn es gibt keine Priorisierung des Veloverkehrs. Eine Verbesserung wäre mit der geeigneten Signalisation einfach und kostengünstig zu realisieren. Aber man muss es tun wollen.

Für Emmen fasst die Mit-Initiantin Melanie Setz die Notwendigkeit mit folgender Bemerkung zusammen:

  • «In Emmen/-brücke sind Velowege einfach Gehwege mit aufgemaltem Fahrrad, «richtige» Velowege, die diesen Namen auch verdienen, gibt es kaum. Von einem entsprechenden Velowegnetz ganz zu schweigen.»
  • und Tobias Käch ergänzt:

  • «Wer vom Seetalplatz auf der Gerliswilstrasse Richtung Rothenburg fährt, hat eine abenteuerliche Reise vor sich. Vielleicht müsste man dabei bereits von der Ausübung einer Risikosportart sprechen. Denn sobald die Steigung beginnt, verschwindet der Velostreifen und man fühlt sich dem ungeschützten Kampf um den knappen Strassenraum (neben Velofahrer*innen gibt es da parkende Autos, Dreifach-Gelenkbusse der VBL und motorisierter Individualverkehr) ausgeliefert. Entspanntes Velofahren sieht definitiv anders aus.»

Allen Grund also, aktiv zu werden

Bruno Ruegge,
Geschäftsleiter Pro Velo Luzern

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