Schachen- und Amlehnstrasse Kriens: Dreh- und Angelpunkt

Pro Velo LuzernAllgemein

Pro Velo pflegt seit vielen Jahren einen konstruktiven, fachlichen Austausch mit der für Mobilität zuständigen Fachstelle der Stadt Kriens.

Für das Velinfo ein guter Grund also, sich mit dessen Abteilungsleiter und Stadtingenieur Daniel Burkart zu unterhalten. Er pendelt mit seinem E-Bike täglich von Adligenswil nach Kriens und ist neben anderen Aufgabenbereichen gemeinsam mit einem Team von zwei Verkehrsplaner*innen für die Krienser Verkehrsplanung verantwortlich.

Herr Burkart, wo steht die Stadt Kriens mit Ihrer Veloinfrastruktur?

Wenn ich die Verhältnisse mit meinem Lieblingsferienland Holland vergleiche, sind wir Zwerge. Aber im Rahmen unserer topografischen und städtebaulichen Möglichkeiten sieht es so schlecht nicht aus, das darf sich durchaus sehen lassen. Wenn man jedoch unsere Städte und Agglomerationen anschaut, wird schnell klar, dass weiteres Wachstum der Mobilität nicht durch den motorisierten Individualverkehr geleistet werden kann. Das Velo wird als energie- und raumeffizienter, lautloser und gesunder Mobilitätsträger an Bedeutung gewinnen. Davon bin ich überzeugt.

Ein Blick in die soeben veröffentlichte Umfrage «Prix Velo» liegt Kriens auf Platz 18 mit einer Gesamtnote einer knapp ungenügenden 3.8. (Kriens hat sich löblicherweise neben Luzern als einzige Stadt in der Region für diesen Vergleich angemeldet). Mit diesem Resultat gibt es jedoch auch im schweizerischen Vergleich noch Luft nach oben. Wie beurteilt Kriens dieses Ergebnis?

Kriens hat das erste Mal an der Umfrage teilgenommen, daher gibt es keinen Vergleichswert zur letzten Umfrage. Der Velopendler*innen Anteil zwischen Kriens und Luzern ist von 2017 bis 2020 um rund 14% gestiegen. Es ist also ein grosses Potenzial vorhanden, die Velo-Infrastruktur kann und muss sich weiterentwickeln.

Sie haben erklärt, dass die zu realisierenden Velo-Projekte in die Gesamtverkehrsstrategie 2018 eingebettet sind. Welche Projekte daraus sind die drängendsten?

Vom Handlungsbedarf her ist der Fall klar. Die Schachen- respektive Amlehnstrasse birgt das grösste Potential, die Infrastrukturverhältnisse für Velopendelnde entscheidend zu verbessern. Die heutige Situation ist oft für alle Verkehrsteilnehmende frustrierend und es ist Handlungsbedarf angezeigt. Da wären wir gerne weiter, können jedoch versichern, dass die Dringlichkeit erkannt ist und wir einen Schritt weiterkommen wollen. Im Projektfortschritt etwas weiter gediehen ist die Verbindung zwischen dem grossartigen Freigleis und der Luzernerstrasse über die Eichwilstrasse. Da kam es durch sachfremde Herausforderungen zu einer Verzögerung. Doch nun ist wieder Zug im Projekt und wir dürfen im Idealfall mit einer Realisierung ab 2024/2025 rechnen.

Velinfo kann bestätigen: Zusendungen an Pro Velo aus Kriens drehen sich oft um den Frust auf der Schachenstrasse. Nun ist es ja nicht so, dass nur die Stadt Kriens auf ihrem Grund Veloverbindungen baut, sondern auch der Kanton Luzern ist mit seinem Kantonstrassennetz präsent.

Genau, und da wird sich in der Velonetzanbindung Richtung Malters und Littau viel tun. Statt der bisher sehr gefährlichen Verbindung über das Renggloch wird künftig ein separat geführter, grosszügig breiter und durchgehender Rad-Gehweg den Anschluss über die Stadtgrenzen hinaus gewährleisten. Das wird ein Quantensprung. Aber nicht immer führen die besten Veloverbindungen entlang der Kantonsstrassen.

Apropos Quantensprung: Pro Velo hat in Kriens die Velonetz-Initiative eingereicht. Würde eine Annahme das Verkehrskonzept von Kriens auf den Kopf stellen?

Zur politischen Einschätzung nehme ich selbstverständlich keine Stellung. Aber inhaltlich wird die eingeschlagene Stossrichtung durch die Initiative nicht durcheinandergewirbelt, sondern gestützt und allenfalls akzentuiert. Deshalb sehen wir dem politischen Prozess zuversichtlich entgegen.

Zum Schluss: In der Velocommunity hat der Dauerbrenner Baustellensicherheit durch einen tragischen Unfall in Horw traurige Aktualität gewonnen. Was tut Kriens für die Sicherheit der Velofahrenden und Fussgänger*innen im Baustellenbereich?

Das Thema ist bekannt, die Sensitivität entsprechend hoch. Oftmals hat man nur die Wahl zwischen zwei schlechten Lösungen. Der Raum wird durch die Baustelle noch knapper und die Nutzungskonflikte multiplizieren sich. Wir tun alles, um in den jeweiligen Situationen die bestmögliche Lösung zu finden. Eine velotaugliche Signalisation beispielsweise kann einiges bewirken. Das Worstcase-Szenario Personenschaden muss unter allen Umständen verhindert werden. Und ja, da sind wir froh um die Praxisexpertise von Pro Velo. Eure Hinweise halfen beispielsweise das geplante Baustellen-Strassenprovisorium beim Eichhofprojekt zu verbessern. Überhaupt schätzen wir die Zusammenarbeit mit Pro Velo sehr. Eure Praxissicht hilft uns, die Veloinfrastruktur zu verbessern.

Auch wir bedanken uns für die gute Zusammenarbeit, Ihr Engagement fürs Velo und das Gespräch.  

Das Gespräch führte

Bruno Ruegge

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