Letztes Jahr haben 40 Teilnehmerinnen Velofahren gelernt. Der Wunsch Fahrradfahren zu können ist bei den Migrantinnen also ungebrochen.
Doch damit diese Kurse überhaupt stattfinden können, engagiert sich ein ganzes Team mit vielen Stunden Freiwilligenarbeit. Exemplarisch spricht Matthias Zedi mit Rosmarie Fischer. Sie ist seit dem Frühling 2021 verantwortlich, dass jährlich alle Plätze gefüllt werden können, und gibt uns einen kleinen Einblick in ihre Arbeit.
Was sind deine Aufgaben in der Arbeitsgruppe?
Das Angebot VfM findet zweimal jährlich statt. Ich schaue, dass die Kurse zur richtigen Zeit auf der Homepage von Pro Velo Luzern ausgeschrieben werden. Bereits bekannte Teilnehmerinnen erhalten die Anmeldung auch direkt von mir zugeschickt. Meistens melden sich so viele, dass sich eine Warteliste ergibt. Wer sich anmeldet, wenn der Kurs bereits voll ist, bekommt bei einem späteren Kurs erneut eine Chance. Am ersten Kursabend werden auch die Kurskosten beglichen – dann kann es losgehen!
Welche Kriterien müssen Frauen erfüllen, damit sie mitmachen können?
Alle interessierten Frauen sollen sich anmelden! Es braucht kein eigenes Velo. Bequeme, sportliche Kleider sind von Vorteil. Sie sollten möglichst an alle 10 Kursabende kommen können, denn: Übung bringt Erfolg! Eine Herausforderung ist vielmehr, dass die Frauen verstehen, wie das Angebot funktioniert. Auch die Möglichkeit der Kinderbetreuung während der Kursabende muss oft nach der Anmeldung noch einmal erläutert werden. Doch ich spüre anhand eines ausgefüllten Formulars schnell, ob sie alles verstanden hat oder noch Erklärungen braucht. Frauen, die Hilfe holen, kommen häufig schneller ans Ziel. Oft sind sprachliche Barrieren zu überwinden. Im Kurs angekommen, treffen sie auf viele Gleichgesinnte, von welchen sie herzlich aufgenommen werden
Was begeistert dich persönlich am Velofahrkurs?
Mich freut die Zusammenarbeit mit Erwachsenen, einerseits mit den vielen freiwilligen Helfer*innen und andererseits mit den teilnehmenden Frauen. Die Teilnehmerinnen kommen mit unterschiedlicher Motivation zu uns, sie haben aber das gleiche Ziel: mit einem Velo fahren können! Es ist toll, den Migrantinnen zu begegnen, sie individuell oder in Kleingruppen zu unterstützen und ihnen den Umgang mit dem Velo zu vermitteln. Es wird ernsthaft geübt und in der kleinen Pause viel gelacht und Beziehungen gepflegt. Es kommen Frauen aus Syrien, Eritrea, Afghanistan, Äthiopien, Peru, der Ukraine,… und der Schweiz zusammen. Menschen mit verschiedenen Sprachen und Kulturen tauschen sich aus, meist auf Deutsch! An den Kursabenden werden enorm viele positive Wellen ausgestrahlt. «Die Frauen bedanken sich jeweils für den Kursabend mit erhelltem Gesicht und sagen, dass sie sich schon auf den nächsten freuen!» Und umso schöner ist es, einzelnen Frauen auch nach dem Kurs wieder einmal zu begegnen. Eine Frau hat bei uns nur einen Kurs besucht. Ich wollte sie eigentlich zu einem Fortsetzungskurs ermuntern. Doch ihr Ziel war es nicht, mit dem Fahrrad durch den Stadtverkehr zur Arbeit oder zur Schule zu kommen. Sie wollte auf dem Schulhausplatz das Gleichgewicht auf dem Velo trainieren. Sie lernte bremsen und über kleine Hindernisse fahren. Als ich sie später einmal wieder traf, sagte sie mir: «Ich fahre ab und zu mit dem Fahrrad meiner Tochter auf der Waldstrasse hinter unserem Haus, das macht mich stolz!» Sie strahlte und ihre Familie auch.
Wo können sich interessierte Frauen melden?
Über die Homepage von Pro Velo Luzern. Die Anmeldung für den Frühlingskurs beginnt im März, für den Herbstkurs im Juni. Die Kurse beginnen jeweils nach den Osterferien, bzw. nach den Sommerferien der Luzerner Schulen. Gleichzeitig kann man sich über Kontaktstellen, wie DAF Dienststelle für Asylund Flüchtlingswesen, Sozialberatungsstellen oder Quartiervereine anmelden. Dies sollten interessierte zeitnah tun. Es ist auch möglich, sich per Post oder E-Mail anzumelden: info@proveloluzern.ch
Herzlichen Dank für Dein Engagement! Schön, hast Du zu unserer Arbeitsgruppe gefunden!
Das Interview führte Matthias Zedi Arbeitsgruppe Velofahrkurs für Migrantinnen (VfM)