Ihr erinnert Euch: Im Jahr 2021 hat unter der Federführung der Suva in Luzern eine grosse Informationskampagne zum sicheren Befahren des Kreisels stattgefunden.
Die Suva wollte es genau wissen und hat überprüft, ob sich das Verhalten damit nachhaltig beeinflussen lässt. So viel vorweg: Das Fahrverhalten veränderte sich tatsächlich.
Die Ausgangslage ist so traurig wie bekannt: Kreisverkehrsplätze sind für Velofahrer*innen besonders unfallträchtig. Die Gefahr, übersehen zu werden, ist gross. Bei jedem dritten Unfall im Kreisel ist ein Velofahrer oder eine Velofahrerin involviert, jedoch lediglich bei 4 % dieser Unfälle ist der oder die Velofahrende Hauptverursacher*in.
Auf dieser Grundlage wurde folgende, bekannte Kampagne lanciert. Mit fünf jeweils einwöchigen Messungen an drei verschieden Kreiseln wurde das Fahrverhalten aufgezeichnet, dies um die Wirkung der Kampagne zu überprüfen.
Dies sind die beobachteten Resultate:
- Im April 21, also unmittelbar vor dem Start der Kampagne, fuhren 62 % der Velofahrenden korrekt, also in der Mitte des Kreisels.
- 5 Monate später, bei Abschluss der Kampagne, fuhren bereits 79 % in der Mitte. Also eine eindrückliche Verbesserung von 17 %.
- Doch nun zur spannenden Frage: Hält die Wirkung an? Ja, denn ein Jahr später, im September 22, fahren noch immer 78 % in der Mitte des Kreisels!
Was wurde zudem herausgefunden?
Velofahrende fahren eher in der Mitte der Fahrbahn …
… wenn die Verkehrsdichte mässig ist
… am frühen Morgen und am späten Abend
… unter der Woche (Mo–Fr)
… wenn das Wetter schön ist
… wenn der Weg im Kreisel weit ist
Was die Suva leider (noch) nicht untersucht hat.
Sind mit dem korrekteren Fahren auch die Unfallzahlen entsprechend gesunken? Denn es macht die Sache natürlich nicht besser, «unschuldig» überfahren zu werden.
Und die Moral von der Geschicht?
Kampagnen und weitere Kommunikationsmassnahmen wirken und sind nicht für die Katz! Sie sind wichtige Bausteine der Velowende. Dies gilt nicht nur für Themen im Zusammenhang mit der Sicherheit, sondern auch für alle anderen Veloanliegen wie Energie, Routenwahl, Zeitökonomie sowie Gesundheit, um nur einige Beispiele zu nennen. Und ja, die Kampagne wirkte auch ohne den allzu oft gesehenen Abschreckungsmoment. Pro Velo stört sich, wenn in vielen Sicherheits-Kampagnen im Subtext suggeriert wird: Velofahren ist ein brandgefährliches Risikoverhalten und sollte nur mit Schutzausrüstung wie Integralhelm, Körper-Panzerungen und fluoreszierendem Overall gewagt werden …
Pro Velo unterstützt entsprechende Kommunikationskampagnen, die den Veloverkehr positiv unterstützen und die Sicherheit in einem ermächtigenden Sinn fördern.
Bruno Ruegge,
Geschäftsleiter Pro Velo Luzern
Geschäftsstelle