Mit E-Bikes ist man schnell, aber mit schnellen E-Bikes bis zu 45 km/h Tretunterstützung ist man schneller. Doch ist unsere Infrastruktur bereit für die Geschwindigkeit der S-Pedelecs? Ein persönlicher Erfahrungsbericht auf dem Gefährt, welches ein enormes Potential zur nachhaltigen Verkehrswende hat.
Die Chancen, die sich durch S-Pedelecs für unsere Mobilität eröffnen, sind in meinen Augen wirklich gross. Dies wurde mir besonders deutlich, als ich aufgrund meines Jobs die Gelegenheit bekam, ein solches S-Pedelec von Kriens bis zu meinem Elternhaus in Sachseln zu testen. Eine Distanz, die wie geschaffen ist für ein schnelles E-Bike.
Von Kriens aus fuhr ich sicher auf gut ausgebauten Velowegen und teilweise mit einer Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 km/h nach Hergiswil. Durch Hergiswil bewegte ich mich im fast stehenden Verkehr, der den Velostreifen für sich beanspruchte. Das Tempo von 45 km/h konnte ich dann wieder beim Lopper auskosten, wo angenehm wenig Verkehr herrschte. Doch als ich den gewohnten Weg entlang des Vierwaldstättersees zum Bootssteg in Alpnach nehmen wollte, stiess ich auf ein Problem. Verbot für Motorffahrräder. Mit den leichten E-Bikes bis 25 km/h erlaubt, jedoch für mich auf dem schnellen E-Bike verboten. Es blieb mir die Option mit abgestelltem Motor weiterzufahren oder umzukehren. Ich entschied mich für die Umkehr, und fuhr an der Hauptstrasse weiter. Nach Alpnach waren dann leichte E-Bikes und Velos auf dem Fussgänger erlaubt. Für mich mit der höheren Geschwindigkeit war jedoch die Strasse die einzige Option. Ohne die notwendige Infrastruktur und ohne jegliche gelbe Markierungen fuhr ich auf dieser Strecke und wurde mehrmals ziemlich knapp überholt. Als Heimweh-Obwaldner erlaube ich mir den Kommentar, dass das anständige Überholen nicht die Stärke der Obwaldner ist, oder bin ich gegenüber meinereiner einfach kritischer? In diesen Momenten vermisste ich den angenehmen Veloweg, der über den Flughafen und entlang des Wichelsees führt. Schließlich erreichte ich Sachseln. Die Fahrt war schnell, aber nicht ohne ihre Herausforderungen.
Obwohl ich Verständnis habe, dass S-Pedelecs nicht überall zugelassen sind, bin ich der Meinung, dass es an der nötigen Infrastruktur für diese schnelle und umweltfreundliche Verkehrsoption mangelt. Ein Verbot oder eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf engen und unübersichtlichen Wegen macht Sinn. So finde ich auch das Verbot entlang des Wichelsees verständlich, welcher bei Fussgängern und Velos gleichermassen beliebt ist. Dass die einzige sinnvolle Alternative entlang der Hauptstrasse führt, welche für die S-Pedelecs keine Infrastruktur und Sicherheit bietet, stört mich. Denn das Fahren auf dieser Strasse kann ziemlich beängstigend sein.
Insgesamt bin ich überzeugt, dass sowohl herkömmliche E-Bikes als auch schnelle E-Bikes das Potential haben, unsere Mobilität und unsere Pendelgewohnheiten nachhaltiger und angenehmer zu gestalten. Um dieses Potenzial voll auszuschöpfen, benötigt es eine sinnvolle Gestaltung der Infrastruktur, die die Bedürfnisse aller Verkehrsteilnehmenden berücksichtigt. Ich hoffe sehr, dass wir die Chance der schnellen und weniger schnellen E-Bikes zur Verkehrswende nutzen können. Dass die Umgestaltung der Infrastruktur in der Zentralschweiz nicht mit Highspeed passiert, ist für mich leider klar. Ich setze mich mit meinem Engagement bei Pro Velo dafür ein, dass der Umbau zumindest mit der leichten E-Bike-Geschwindigkeit passiert. Liebe Kantone, danke für ein engagiertes und schnelles Umsetzen des Veloweggesetz!
Text: Lukas von Wyl, Vorstand Pro Velo Luzern
Karikatur: Marius Portmann
Vorstand Pro Velo Luzern