Neuer Seetalplatz aus der Sicht eines Radfahrers

Bernhard StaigerAllgemein

Der Seetalplatz auf der Grenze Luzern und Emmen wurde komplett neu gestaltet; bewährt er sich auch aus Sicht der Radfahrenden?

Das Hochwasser von 2005 machte klar, dass im Bereich des Seetalplatzes entlang der Kleinen Emme dringend Hochwasserschutzmassnahmen realisiert werden müssen. Das Flussbett wurde für 39 Mio. Franken entsprechend erweitert. Dazu wurden an diversen Stellen die Ufer renaturiert. Gleichzeitig wurde
für 151 Mio. Franken der Verkehrsknoten Seetalplatz neu gestaltet.

Es wurde ein ganz neues Verkehrsregime eingeführt. Im Prinzip wurde der Knoten für den motorisierten Individualverkehr zu einem grossen
Kreisel im Einbahnverkehr umgestaltet. Für den öffentlichen Verkehr und den Fuss- und Radverkehr wurden Querverbindungen innerhalb des Kreisels geschaffen. Nicht nur mussten alle Strassen im Projektperimeter angepasst oder neu gebaut werden, es waren auch drei neue Brücken für den Strassenverkehr und eine für den Eisenbahnverkehr notwendig. Dazu kamen noch zwei Brücken für den Teil des Radverkehrs, der um den Seetalplatz herum geführt
wird.

Wie fühlt es sich nun als Radfahrenden im neuen Seetalplatz an? Um es gleich vorweg zu nehmen, im Grossen und Ganzen gut. Die Veloroute wird weitestgehend unabhängig vom Autoverkehr geführt. Und das auf genügend breit dimensionierten Anlagen, welche erst noch auf mehr oder weniger direktem Wege führen. Die Schattenseite dieser Führung ist allerdings, dass für praktisch alle Fahrbeziehungen zwei Umläufe der Lichtsignalanlage benötigt werden. Dies gilt allerdings auch für einige Fahrbeziehungen der Autos. Fairerweise muss zugegeben werden, dass die Distanzen im Seetalplatz einfach zu gross und die Reisegeschwindigkeiten zu unterschiedlich sind, als dass sich eine Steuerung finden liesse, welche für alle Verkehrsbeziehungen
eine grüne Welle ermögliche würde.

Die Signalisation und die Markierung weisen eindeutig Verbesserungspotenzial auf. Hier muss links vom Signalmast auf das Trottoir gefahren werden (man beachte die Markierung und den abgesenkten Randstein). Das Trottoir ist in Tat und Wahrheit ein gemeinsamer Rad- und Gehweg.

Obwohl der Umbau eigentlich abgeschlossen ist, sind aus Sicht des Radverkehrs doch noch ein Paar «Baustellen» offen.

Erstens ist die Signalisation für den Radverkehr insgesamt sehr lückenhaft und inkonsequent. So sind zum Beispiel Emmenbrücke oder Malters von Luzern kommend nicht signalisiert. Das Ziel Emmenbrücke wird gar nie aufgeführt, dafür tauchen Begriffe wie Viscosistadt, Emmenweid oder Centrum Seetalplatz auf. Letzteres beim Verlassen des Seetalplatzes! Der erste Wegweiser mit Ziel Malters findet sich in der Mitte des Platzes. Gleiches gilt für die Regionale Radwanderroute 24. Mit den unklaren Zielangaben ist es leicht möglich, dass zu früh abgebogen wird und die Fahrt in eine falsche Richtung führt. Alles in Allem eher verwirrend.

Zweitens könnte der Radverkehr von der Gerliswilstrasse kommend einfacher zur Bus-und Fahrradachse geführt werden. Dies würde allerdings einen Ausbau eines 40m langen Trottoirs zu einem echten Rad- und Gehweg und die Anpassung der entsprechenden Lichtsignalanlage bedeuten. Bis heute wäre der Platz dafür vorhanden.

Drittens wurde eine sehr unglückliche Linienführung im Bereich Galgen gewählt. Vor allem in der Fahrbeziehung von Emmenbrücke nach Luzern muss ein sehr spitzer Winkel gefahren werden und dies erst noch in einer Steigung. Es ist praktisch nicht möglich, diese Verbindung zu fahren, ohne in den Gegenverkehr zu gelangen.

Trotz allem hinterlässt der neue Seetalplatz insgesamt einen guten Eindruck. Endlich mal Radverkehrsanlagen in genügender Breite. An den meisten Stellen wurde an den Radverkehr gedacht und entsprechend wurde dieser auch berücksichtigt. Man muss nur wissen, wo es entlang geht.

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