Am 27. April 23 findet die Mitgliederversammlung in den Räumlichkeiten der IG Arbeit statt. Die IG Arbeit ist neu auch Mitglied und Partnerin von Pro Velo Luzern. Ein Anlass, dort einen Besuch zu machen deren Velosparte kennenzulernen.
Was gibt es Schöneres, als mit dem Velo durch die Stadt zu flitzen, Autos und Transporter im Stau links stehenlassen? Doch was, wenn man beispielsweise im Obergütsch wohnt und mit zwei schweren Saccochen am Gepäckträger sich nach Feierabend nur noch müde hochquälen muss? Ja, dann kommt das ShoppingTaxi von der IG Arbeit ins Spiel. Denn für 5 Stutz pro Sack fährt diese die Einkäufe vor die eigene Haustüre.
Um etwas mehr über dieses Angebot zu erfahren, begebe ich mich an die Unterlachenstrasse zur Einsatzzentrale der Auftragsbörse. Hier wird das ShoppingTaxi koordiniert. An diesem Donnerstagmorgen ist hier viel los, an allen Arbeitsplätzen wird konzentriert gearbeitet. Das Geschäft ist anspruchsvoll, denn die Einkaufstaschen werden an knapp 60 verschieden Verkaufsorten in der Stadt und teilweise in der Agglo abgeholt und zu den Kunden nach Hause gebracht. Das Taxi wird unter Anleitung von Fachpersonen durch Mitarbeiter*innen mit vorwiegend psychischen Beeinträchtigungen gemanagt. Von Montag bis Freitag fahren täglich mindestens drei, meist einige Kurier*innen mehr, die Einkäufe durch die ganze Stadt und in die Agglo. Gerade kommt Herr S. von der Tour retour und erzählt mir von seiner Arbeit. Am liebsten fahre er etwas ausgedehntere Touren: Beispielsweise übers Freigleis nach Horw bei schönem Wetter, das mache mächtig Spass. Das halte ihn schon zehn Jahre bei der Stange. Auch im Winter bei Wind und Wetter seien sie unterwegs. Am letzten Freitag mussten sie im Schnee kapitulieren. Einerseits wegen der Rutschgefahr, andererseits sei bei der «3. Klass-Schneeräumung» auf den Velowegen mit dem breiten Anhänger kein Durchkommen mehr gewesen. Aber dies betreffe wirklich nur wenige Tage im Jahr. Auf die Frage, ob es auch das Gegenteil von Lieblingsstrecken wie dem Freigleis gebe, verdreht er nur die Augen: «Die Strecke vom National, am Luzerner Hof vorbei und über die Seebrücke zum Bahnhof, das ist der reinste Horror und du hast keine Möglichkeit, das schlau zu umfahren!». Einschub: Das sind nur allzu berüchtigte Passagen und auch für Pro Velo «Strassen des Anstosses». Für uns Ansporn, unser Engagement für eine sichere Veloinfrastruktur hartnäckig fortzusetzen.
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Doch so wollten wir das Gespräch nicht enden lassen und plauderten über das gute Team (Männer und Frauen mit Teil-/Rente und Lust am Velofahren sind als Verstärkung immer willkommen) oder die Freude, die es bereitet, einem zufriedenen Kunden die Ware zu übergeben dürfen. Doch nun muss er los, man darf die Kunden nicht warten lassen.
Später kann ich noch mit dem Leiter der Auftragsbörse, Phillipp Renngli, sprechen. Er erzählt von der schwierigen Gratwanderung zwischen dem Betreuungsauftrag und dem Druck des Geschäftsalltages. Auch, dass bisher eher ältere Personen das ShoppingTaxi benützen. Mit der laufenden Einführung der App «ViaVelo» sollen vermehrt jüngere Kunden angesprochen werden. Zudem sind die «jungen Alten» immer digitaler unterwegs. Doch für’s Marketing fehle im Alltagsgeschäft oft die Zeit. Und er meint mit einem Schmunzeln: «Man muss ja auch fürs neue Jahr noch Ziele haben…».
Der Vollständigkeit halber bleibe nicht unerwähnt, dass die IG-Arbeit nicht die einzige Anbieterin von Velokurier-Dienstleistungen ist. Da sind die Luzerner Platzhirsche und langjährigen Pro Velo Partner vom «Velokurier», sowie eine weitere Organisation aus der Arbeitsintegration, die «Wärchbrogg». Neben dem ShoppingTaxi gibt’s noch das EntsorgungsPendant, das RecyclingTaxi. Doch ausser dem Altstadtgebiet, ist man dort (noch) nicht klimaneutral mit dem Velo unterwegs. In der «Veloabteilung» gibt es ein weiteres Angebot, dieses hört auf den Namen: «Putzen, Pumpen, Schmieren», was schon alles erklärt.
Auf dem Heimweg geht mir durch den Kopf: Die IG Velo und Pro Arbeit passen doch gut zusammen… Oder mache ich da ein Durcheinander?